Die „Wunderübung“ in der Kammerbühne

Großartige Premiere!

Daniel Glattauers bekannte Komödie „Die Wunderübung“ hatte am 4. April in der Waldviertler Kammerbühne Premiere. Die Produktion beeindruckt durch eine herausragende schauspielerische Leistung und bringt eine unerwartete Wendung.

Der Autor Daniel Glattauer greift den Versuch auf, eine gescheiterte Ehe bei einem Paartherapeuten zu kitten, und er versteht es wunderbar, Beziehungsprobleme offenzulegen. Intendant-Stellvertreterin Alexandra Jäger meinte bei der Begrüßung der vielen geladenen Gäste: „Man fühlt sich oft ein bisschen ertappt: So bist du auch!“

Das Stück ist eine beschwingte Komödie voller Überraschungen, die sofort ans Herz geht. Doch vor allem reißt es die Besucher durch die außerordentliche Leistung der drei Schauspieler mit. Intendant Michael Mittermeir hat sich schon in mehreren Eigenproduktion einen Namen als hervorragender Schauspieler gemacht. Spielte er bisher zumeist amüsante Rollen, zeigt er jetzt als Valentin, dass er es auch ernster kann. Doch ab und zu dringt sein komödiantisches Talent durch.

Paartherapeut Oliver Roitinger brillierte bereits im Vorjahr hier als „Freigeist“ – sein hochklassiges Können ist somit nicht überraschend. Neu auf der Kammerbühne ist nur Marion Rottenhofer als Joana. Doch sie kann die Darbietung ihrer Kollegen noch toppen – vor allem mit ihrer impulsiven Art und ihrer genialen Mimik und Gestik. Gratulation an Regisseur Daniel Pascal für diese Besetzung! Überhaupt ist es kaum zu glauben, welch fantastische Schauspieler die Kammerbühne immer wieder ins „tiefe Waldviertel“ holt.

Bewundernswert ist auch, wie viel Text die drei Darsteller zu bewältigen haben. Daniel Pascal führte – wie meistens bei den Eigenproduktionen – nicht nur Regie, sondern er entwarf auch das schlichte, aber wirkungsvolle Bühnenbild. Unterstützt wird er bei der Regieführung von Intendant-Stellvertreterin Alexandra Jäger. Für das Licht ist Michael Mittermeir verantwortlich, und die technische Leitung hat Markus Tatzberger.

Worum geht es im Stück? Die Beziehung von Joana und Valentin ist am Tiefpunkt angelangt. Ein Paartherapeut soll helfen, doch der bekommt die beiden Streithähne einfach nicht in den Griff: Schließlich weiß Joana immer schon vorher, was ihr Ehemann sagen will, weshalb sie ihn erst gar nicht zu Wort kommen lässt. Valentin straft Joana dafür mit Ignoranz und Gefühlskälte. Der Therapeut versucht es vergebens mit sonderbaren Übungen und Rollentausch. Doch nicht nur das Paar hat Probleme – auch der Therapeut scheint in Schwierigkeiten zu stecken. Mitten in der Sitzung kommt es zum Eklat. Und plötzlich fangen alle an zu reden …

Die Komödie wird vom 21. April bis 24. Mai 2024 noch zehnmal aufgeführt. Karten gibt es unter www.kammerbuehne.at, office@kammerbühne.at oder Tel. 02872/61221.

Text und Fotos: Reinhard Hofbauer / NÖN