„Das passt zu mir“

Veröffentlicht von ottenschlag am

Talk mit neuem Schlossherrn

Über willhaben fand Florian Schicker das Schloss Ottenschlag. Mit NÖN-Reporter Dieter Holzer, mit dem er in Nachbarschaft lebt, spricht der neue Schlossherr über seine Pläne im Schloss.

NÖN: Unsere Leser interessiert, wer der neue Besitzer von Schloss Ottenschlag ist, woher er kommt und in welchem Bereich er arbeitet. Wollen Sie uns ein wenig über sich erzählen?

Florian Schicker: Ich komme aus dem Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich. Dort habe ich meine Kindheit verbracht, die HTL in Wiener Neustadt abgeschlossen und bin im Jahr 2000 nach Wien gezogen. Dann habe ich mich relativ schnell im IT-Bereich selbstständig gemacht und mehrere Unternehmen gegründet. Ursprünglich die Firma Nessus und dann die Firma easyname, einen Domain- und Hosting-Anbieter, der in Österreich sehr bekannt wurde. Dieses Unternehmen habe ich vor circa drei Jahren verkauft.

Weshalb haben Sie diese gut gehende und expandierende Firma verkauft?

Schicker: Ich arbeite gern mit Menschen zusammen und mir ist es wichtig, dass am Arbeitsplatz eine gute Kultur herrscht. Wir waren dann schon über fünfzig Mitarbeiter und ich habe gemerkt, dass man dann nicht mehr alle Personen kennt und der unmittelbare Kontakt verloren geht. Mir ist die Freude an der Arbeit einfach wichtig. Aus diesem Verkauf entstand der finanzielle Hintergrund, der mir nun die Investition in Ottenschlag erlaubt hat. Die Firma Nessus ist noch in meinem Besitz. Wir haben zwei Rechenzentren in Wien, bieten Internetleitungen für Firmen an und versorgen bekannte Firmen, wie etwa das Rote Kreuz, die Wirtschaftskammer oder Greenpeace. Ich bin da nicht mehr so stark operativ tätig, weil ich mehr Lebenszeit für meine Familie und vor allem für meine fünfzehnjährige Tochter haben will. Es ist wichtig, dass man ein Privatleben hat, denn Familie ist mir das Allerwichtigste.

Sie haben ja noch eine weitere Firma, die Schloss Ottenschlag GmbH.

Schicker: Ja, sie ist die Eigentümerin des Schlosses und wird für die Geschäfte hier verantwortlich sein.

Wie sind Sie denn auf das Schloss aufmerksam geworden?

Schicker: Interessanterweise über willhaben. Ich habe schon längere Zeit eine Burg oder ein ähnliches Objekt gesucht, weil ich seit meiner Kinderzeit eine Faszination für alte Gebäude habe. Durch den Unternehmensverkauf waren die finanziellen Mittel da und so habe ich mir das ursprünglich angesehen, ohne wirklich mit einem Kauf zu rechnen. Meist sind solche Bauwerke in einem schlechten Zustand, sodass kein wirklicher Wert dahintersteckt. Ich bin nach Ottenschlag gefahren und schon bei der Ortseinfahrt hat es mir gut gefallen. Es war spannend dieses alte, schöne Gebäude mit guter Substanz zu besichtigen. Dann war ich noch essen im gemütlichen Schlossheurigen bei Helga Wimmer und habe gedacht, das ist auch super. Bei der Rückfahrt nach Wien habe ich schnell gemerkt – das gefällt mir, das passt zu mir.

War von Anfang an für Sie klar, was Sie mit dem Schloss vorhaben?

Schicker: Etwas Konkretes wusste ich damals noch nicht, aber bei dem baulichen Superzustand kann man viel daraus machen. Ich habe einfach gewusst: Ja, das passt jetzt, das ist ein neuer Lebensweg so ein Gebäude zu besitzen und zu beleben. Ich habe ein Konzept erstellt und an die Landesregierung geschickt. Weil mein Bauchgefühl gesagt hat – das passt – habe ich auf „Senden“ gedrückt. Zwei Wochen später kam ein Mail „Sie sind der neue Schlossbesitzer“. Da war ich mir aber immer noch nicht ganz sicher. Es hat noch ein paar Wochen gedauert, bis die ganzen Formalitäten, wie zum Beispiel der Beschluss der Landesregierung, erledigt waren. Da habe ich mich richtig gefreut. Die Schlüsselübergabe ist bereits vor dem Beschluss erfolgt. Ich bin im Schlosshof gestanden und habe mir gedacht: Cool, ja jetzt geht es los.

Da wurde dann auch die Schloss Ottenschlag GmbH gegründet?

Schicker: Ja, ungefähr dann. Ich weiß es nicht mehr genau. Da habe ich die Helga kennengelernt und Bürgermeister Paul Kirchberger, mit dem ich ein super Einvernehmen habe. Mein Gefühl ist, dass alle meinen Plänen sehr wohlwollend gegenüberstehen. Die Leute sind extrem hilfsbereit und freuen sich, dass da jemand ist, mit dem man reden kann und dass das Schloss der Öffentlichkeit erhalten bleibt. Zumachen stand bei mir nie am Plan. Im Gegenteil, es sollen jede Woche Veranstaltungen und Events durchgeführt werden. Hochzeiten, Kunst, Kultur, Ausstellungen, Lesungen und das Schloss soll auch einen sozialen Part übernehmen. Ich möchte quasi ein bisschen was der Gesellschaft zurückgeben. Durch meine Firmenveräußerung habe ich glücklicherweise einen guten finanziellen Background, sodass ich nicht auf eine maximale Gewinnerzielung ausgerichtet sein muss.

Was genau meinen Sie mit „einen sozialen Part übernehmen“?

Schicker: Zum Beispiel: Einer Selbsthilfegruppe einen Raum für ein wöchentliches Treffen zur Verfügung stellen. Einer lokalen, kleinen Firma, die etwas starten will, günstig eine Präsentation im Ambiente des Schlosses ermöglichen. In den Beispielen würden nur die Betriebskosten verrechnet werden. Da gibt es noch viele Bereiche, wo etwas möglich ist.

Als ehemaliger Obmann der Wirtschaftskammer freut es mich sehr, dass die lokale Wirtschaft eingebunden wird. Wollen Sie auch Dauerplätze für Unternehmer schaffen?

Schicker: Die Regionalität fördern ist ganz wichtig. In Zeiten von Amazon und anderen Riesenkonzernen ist es für kleine Firmen oft schwierig. Durch eine Präsentation im Schloss erregt man automatisch eine gewisse Aufmerksamkeit. Das Umfeld spielt bei manchen Dingen eine große Rolle. Ein toller Fotograf erstellt in den Arkaden eine Ausstellung. Diese kann auch von Schülern besichtigt werden. Es geht um Regionalität und Nachhaltigkeit. Das sind meine Werte, die mir wichtig sind. Ein gewisser Anteil des Schlosses soll für solche Events da sein. Vorgesehen ist keine ständige Einrichtung, also auch kein Co-Working-Space.

Für die Besucher der vorgesehenen Events brauchen Sie Unterkunftsmöglichkeiten. Es gibt derzeit einige Zimmer im Internatstrakt und einige im Osttrakt des Gebäudes. Was haben Sie da vorgesehen?

Schicker: Die Zimmer wurden in den 1990er Jahren hochwertig gebaut, entsprechen aber nicht mehr den heutigen Ansprüchen. Da muss einiges baulich verändert werden. Es ist ein ständiger Hotelbetrieb mit bis zu vierzig Zimmern geplant, die auch das gesamte Jahr Gästen zur Verfügung stehen. Bei Hochzeiten oder Events können dann mindestens 80 Personen übernachten. Mir schwebt auch eine Hochzeitssuite in einem der Türme vor, eventuell über zwei Ebenen. Ein kleiner Spa-Bereich ist ebenfalls vorgesehen.

Wir hatten ja in Ottenschlag eine öffentliche Sauna mit Besuchern, die sie regelmäßig nutzten. Wird die Schlosssauna für lokale Interessenten zugänglich sein?

Schicker: Gut, zu wissen, dass es Interessenten gibt, aber ich weiß noch nicht, ob das möglich sein wird.

Zusammengefasst also ein Mix aus Hotelbetrieb, Events und Veranstaltungen und ein Teil in welchem Sie der Gesellschaft etwas zurückgeben?

Schicker: Ja, das sind drei Zukunftsbereiche. Die Schloss Ottenschlag GmbH ist Betreiber des Hotels und wird bei den Veranstaltungen und Events als Vermieter / Verpächter tätig sein. Es gibt jetzt schon viele Anfragen. Ich stelle am Anfang nur die Räumlichkeiten zur Verfügung. Man kann auch das ganze Schloss mieten, sogar mit der dazugehörigen Umgebung, wie etwa den Garten und die große Apfelbaumwiese. Seminare kann man ebenfalls veranstalten. Die früheren Klassenräume können zukünftig dafür verwendet werden. Es soll einen Multifunktionsraum geben, wo man einen kleinen Ball veranstalten kann. Advent im Schloss ist natürlich ein Thema. In diesem Jahr übernimmt die Gemeinde die Planung und Abwicklung. Im nächsten Jahr haben wir Personal da und es gibt einen Geschäftsführer, der den Betrieb operativ führt.

Ich habe gemerkt, dass Sie sich sehr für die Geschichte von Schloss Ottenschlag interessieren. Worauf liegt gerade ihr Fokus, beim Bauwerk oder eher bei den ehemaligen Bewohnern?

Schicker: Ich möchte das Schloss so restaurieren, sanieren und umbauen, dass man schöne, alte Teile, die man findet wieder in den Ursprungszustand zurückbringt. Ich bin dabei die Geschichte des Schlosses aufzuarbeiten. Derzeit interessieren mich besonders alte Pläne von den Räumlichkeiten, wie von Umbauten. Ich möchte diesen altertümlichen Charakter erhalten um dem Stil des Schlosses gerecht werden. Bei den Planungen, die in den nächsten Wochen erfolgen, werden wir das berücksichtigen.

Interview & Foto: Dieter Holzer (NÖN)

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